Ich hatte zwei gute Lesemonate. Ich bin auf der Arbeit einem Buchclub beigetreten. Wir haben „Tod in der Speicherstadt“ gelesen und anschließend gemeinsam besprochen. Ansonsten gab es noch einen Impulskauf, weil mich der Beruf als Künster*in mal wieder sehr beschäftigt hat.

Tod in der Speicherstadt
Anja Marschall, 2019, 384 Seiten
Den historischen Kriminalroman „Tod in der Speicherstadt“ von Anja Marschall habe ich für einen Buchclub gelesen. Was ich jedoch vorher nicht wusste: Es ist der vierte Teil einer Krimireihe mit dem norddeutschen Kommissar Hauke Sötje. Glücklicherweise störte das für die Hauptgeschichte kaum und fiel nur hin und wieder bei Nebenhandlungen auf.
Der Roman beginnt mit einem tragischen Schiffsunglück und dem Fund einer Leiche. Diese entpuppt sich als der Sohn eines mächtigen Hamburger Kaufmanns. Doch was machte der Sohn auf dem Schiff, das beladen war mit geschmuggeltem Kaffee? Kommissar Hauke Sötje wird aus Flensburg herbeigerufen und soll den Hamburger Kollegen bei der Aufklärung des Falls helfen. Schnell führen ihn die Spuren in die Speicherstadt und mitten in einen aufglühenden Streik der Hafenarbeiter.
Insgesamt ist der Krimi solide und entspannt zu lesen. Besonders interessant ist natürlich das Setting. Historische Gegebenheiten im Hamburg des späten 19. Jahrhunderts werden mit dem fiktionalen Krimi verknüpft und machen die Geschichte sehr lebendig und sympathisch. Gleichtzeitig bleiben die Figuren jedoch klischeehaft und weisen ein paar Ungereimtheiten in ihren Charakterzügen auf – die sich aber vielleicht erklären würden, hätte ich die ersten drei Bände der Reihe gelesen.

If Cats Disappeared From The World
Genki Kawamura, 2018, 144 Seiten
Ich habe „If Cats Disapperead From The World“ von Genki Kawamura meist unterwegs als ebook gelesen. Es handelt von einem jungen Mann, der plötzlich schwer erkrankt und bald sterben wird. Doch dann erscheint der Teufel in seiner Wohnung und bietet ihm einen einzigartigen Handel an. Für jeden weiteren Tag unter den Lebenden muss etwas für immer von der Welt verschwinden.
Das Buch erinnerte mich durch den Deal mit dem Teufel im ersten Augenblick an „Faust“, auch wenn die Geschichten sich grundsätzlich unterscheiden. Kawamura lenkt den Blick auf die Dinge, die im Leben wichtig sind. Sein Protagonist ist auf der einen Seite damit konfrontiert, seine Vergangenheit ins Reine zubringen, bevor er stirbt. Auf der anderen Seite muss er abwägen, was er für einen weiteren Tag opfern möchte. Ein wundervolles Buch über den Wert des Lebens.

Anleitung zum Unglücklichsein
Paul Watzlawick, 1983, 132 Seiten
Watzlawick schrieb ein ironisches Buch über die vielen kleinen Dinge, mit denen sich der Mensch sein Leben erschwert. Seine „Anleitung zum Unglücklichsein“ ist wörtlich zu nehmen. Es ist tatsächlich eine Anleitung. Der Autor macht deutlich, wie einfach es ist, sich selbst unglücklich zu machen. Doch macht er gleichzeitig deutlich, dass der Trick darin besteht, genau das Gegenteil von dem zu machen, was er in seinem Buch beschreibt.
Das kleine Buch ist humorvoll geschrieben und schnell gelesen. Der durchgängige ironische Unterton ist jedoch auch sehr anstrengend. Watzlawick beschreibt das Offensichtliche und macht sich über die menschliche Angewohnheit lustig, sich selbst ein Bein stellen zu können. Und er zeigt auf, wie sehr wir am eigenen Leiden hängen.

Berufswunsch Künstler:in
Stephan Bühler, 2023, 155 Seiten
Dieses Buch war ein Impulskauf. Der Wunsch wird mich wohl mein Leben lang verfolgen und so war es einfach ein neuer Versuch, mich dem Thema auf dem theoretischen Weg zu nähern.
Stephan Bühler hat seine „Gebrauchsanleitung“ über Amazon selbst herausgegeben – was ich nicht wusste, als ich das Buch kaufte. Normalerweise bin ich bei solchen Büchern sehr skeptisch und auch hier hat mich die Optik, die an eine Bachelor-Arbeit erinnert, erst einmal abgeschreckt. Auch der inhaltliche Aufbau lässt ahnen, dass dieses Buch keine*n Lektor*in von Nahem gesehen hat. Trotzdem ist das Buch überraschend gut.
Bühler beschreibt seinen Werdegang als Künstler und versucht viele Tipps und Trick auf Basis seiner eigenen Erfahrungen zu geben. Dabei sind die Themen vielfältig – von der Suche nach einer Galerie über den Wert der eigenen Werke bis hin zur Auswahl von Materialien. Beim Lesen bekommt man das Gefühl, man bekommt einen wertvollen persönlichen Einblick in das Leben eines erfolgreichen Künstlers.
Dieses Buch hätte eine professionellere Aufmachung verdient. Vom Aufbau der Kapitel bis hin zum Seitenlayout. Einigen Themen fehlt die Tiefe und außerdem fehlt mir ein detaillierteres Kapitel zum Künstler selbst. Trotzdem war es hilfreich und interessant zu lesen. Ich würde es Menschen weiterempfehlen, die sich ein erstes Bild zu dem Berufswunsch machen wollen.