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Warum Bloggen so anstrengend ist

“Eigentlich könnte ich doch mal wieder bloggen.”

Mit diesem Gedanken beginne ich so manches Wochenende. Am Ende finde ich tausend Ausreden, warum es nicht klappt: Keine Zeit. Der Blog ist noch nicht fertig eingerichtet. Das Template gefällt mir nicht mehr. Eigentlich gibt es Wichtigeres zu tun. Und worüber sollte ich überhaupt bloggen?

Warten auf den perfekten Tag

Es ist wie bei so vielen Hobbies, die ich lange nicht gepflegt habe und die ich doch nicht loslassen kann: Es braucht nur den perfekten Tag, um wieder zu starten! Doch der kommt nicht. Eigentlich vergeht nur Zeit.

Dabei hat mir das Bloggen immer viel bedeutet. 2004 habe ich meinen ersten Blog auf twoday aufgesetzt. Damals war ich vor allem in Foren und Chats. Ein eigener Blog war eine komplett neue Erfahrung und bot plötzlich völlig neue Möglichkeiten, sich selbst im Internet zu präsentieren. Im Grunde war es ein öffentliches Tagebuch mit einer winzigen Leserschaft, die sich gegenseitig besuchte und kommentierte. Wir haben Listen mit Bloggerempfehlungen geführt, um unseren Lesekreis zu erweitern. Wir haben uns gegenseitig Fragen in Form von “Stöckchen” gestellt. Und wir haben die Leben der anderen aus der anonymen Distanz verfolgt und uns gleichzeitig sehr verbunden gefühlt.

Ich habe sehr nostalgische Gefühle für diese Zeit. Doch wenn ich mir alte Einträge ansehe, dann wird mir eines klar: So intim, tiefgreifend und bedeutungsvoll war das alles nicht. Wenn ich es mir recht überlege: Im Grunde habe ich getwittert.

Social Media als das neue Bloggen?

Zwei, drei Sätze weniger und ich hätte viele meiner alten Blogbeiträge auch in einen Tweet von 280 Zeichen packen können. Vieles war Alltag, ein paar witzige Erlebnisse und recht viel Eigenwerbung. Ich habe häufig nur eigene Bilder und Comics geteilt. Heute passiert all das auf Instagram und Twitter. Das ist viel leichter, schneller, unkomplizierter und natürlich auch günstiger.

Aber mit der Zeit änderte sich auch das Bloggen selbst. Aus privaten Tagebuch-Blogs wurden spezialisierte Themenblogs und sogar professionelle Websites. Vieles verschwand auch einfach nur. Eine spannende Entwicklung, die wieder völlig neue Möglichkeiten bot. Und gleichzeitig begann damit das Ende meines Blogs.

Alles anstrengend – oder: Die Entdeckung der Langsamkeit

Bloggen ist anstrengend. Zumindest für mich. Es ist kein kurzes, spontanes Tippen auf dem Smartphone oder ein schnelles Auswählen von bereitgestellten Gifs. Bloggen ist nicht mehr das, was es damals für mich war – hierfür habe ich bei Social Media eine neue Heimat gefunden.

Fürs Bloggen möchte ich mir Zeit nehmen. In Ruhe Bilder erstellen und bearbeiten. Wirre Gedanken ordnen und in Worte und Texte kleiden – ganz ohne Zeichenbegrenzung. Wenn ich das möchte. Und das ist eigentlich das Ausschlaggebende: Ich habe die Freiheit, mehr zu machen. In der Art und Weise wie es mir gefällt. Mehr Bilder, mehr Text – und alles davon auf meiner eigenen Seite mit meinen eigenen Regeln. Ich möchte das private Bloggen für mich neu entdecken.

2 Kommentare

  1. Ich habe mein Blog auch vor kurzem entstaubt und hatte große Pläne. Mal wieder über einen Urlaub bloggen, ein paar Gadgets vorstellen… Meinung in mehr als 280 Zeichen kund tun…
    Bisher habe ich es aber leider nur geschafft, ein paar Videos zu posten. Ich hoffe dennoch, genau wie du, demnächst auch mal wieder die Zeit zu finden *privat zu Bloggen’. Ich mag es nämlich sehr, ab und zu mal ältere Artikel im Blog anzuschauen, zu sehen, was ich damals so getrieben habe und was mich so umgetrieben hat.

    • Ja, es ist wie ein kleines Tagebuch. Zwar mit sehr ausgewählten Themen, weil man es ja nicht nur für sich schreibt – aber dadurch zumindest auch ohne den vergangenen Gedankenmüll. Mir hat es auch schon einmal sehr geholfen, ein paar Ereignisse wieder zu rekonstruieren, bei denen ich fest überzeugt war, dass sie in einem anderen Jahr stattfanden. Einfach so wertvoll. 😀

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