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Roadtrip nach Kroatien

„You better fix my entire life, you little shit.“
Mit diesem Anspruch an die nächsten zwei Wochen startete ich Mitte Mai in den ersten Urlaub des Jahres. Kein gewöhnlicher Urlaub. Resturlaub. Mein letzter Urlaub im alten Job, bevor es Anfang Juni erholt mit einem neuen Job weitergeht.

Ich habe diesen Urlaub so erwartet. Die letzten Arbeitswochen waren anstrengend. Ich wollte endlich einen beruflichen Abschluss finden. Doch die Gedanken an die freien Tage haben alles ein wenig einfacher gemacht. Und dann ging alles ganz schnell: Abschlussessen mit dem Team, ein paar freundliche Worte hier, eine letzte Umarmung da, das Schreiben von diversen Übergabe-E-Mails und Anleitungen, dann Arbeitslaptop und Schlüssel abgeben – und schon stand ich draußen vor der Tür und war frei. Ein gemischtes Gefühl aus Endgültigkeit und Erleichterung blieb zurück. Und ganz viel Vorfreude auf den Urlaub.

Vorbereitung für den Kroatien-Urlaub

Mai ist eigentlich die perfekte Zeit für einen Trip nach Kroatien. Es ist bereits sommerlich warm, jedoch noch nicht so heiß, dass man direkt in der Sonne getoastet wird. Es galt nur ein paar Dinge vorzubereiten, die sich für mich bereits bei einer vorherigen Reise als essentiell herausgestellt haben:

Moskitonetz über Bett
  • Moskitonetz: Zwar entkomme ich den kleinen nervigen Mücken eigentlich nie, aber zumindest nachts kann ich mit diesem Netz ohne das drohende Summen um den Kopf einschlafen. Ein quadratisches, 2×2 m großes Moskitonetz war der beste Einkauf für diesen Urlaub.
  • Aloe Vera Gel: Hilft gekühlt bei Mückenstichen und Sonnenbrand.
  • Wasserschuhe: Kroatien besitzt sehr viele Steinstrände. Barfußlaufen ist daher häufig schwierig. Es gibt jedoch gute Wasserschuhe, die vor Verletzungen durch spitzere Steinchen am Strand und im Wasser schützen.

Außerdem wagte ich mich an etwas heran, dass ich schon sehr lange nicht mehr besaß: einen Badeanzug. Ich wollte schwimmen. Und ich kann verraten: Ich WAR schwimmen! Für mich ein großer Schritt raus aus der persönlichen Komfortzone.

Erster Stopp: Von Deutschland nach Dob (Slowenien)

Los ging es für mich mit Bus und Bahn von Hamburg ins schöne Bayern, Dort stieg ich zu meiner Reisebegleitung ins Auto um. Kurz vor der Grenze besorgten wir uns an einer Tankstelle die Autobahn-Vignette für Österreich und Slowenien – was natürlich auch online gegangen wäre. Es ist für mich immer wieder ungewohnt zu sehen, wie teuer Autobahnfahren im Ausland ist. Zusätzlich zur Vignette verursacht nämlich auch das Durchfahren von so manchen Tunneln noch einmal Extrakosten. Trotzdem lohnt sich natürlich die Fahrt, denn Österreich ist selbst aus dem Autofenster heraus wunderschön. Seitdem ich nun seit fünf Jahren in Norddeutschland lebe, ist der Anblick von schneebedeckten Bergen und verstreut gelegenen Almhütten für mich immer wieder eine Sensation, an der ich mich nicht sattsehen kann.

Maustelle mit Bergen im Hintergrund

Nach einigen Stunden überquerten wir dann die Grenze zu Slowenien. Es ging auf engen Straßen über unzählige kleine Dörfer weiter – immer wieder unterbrochen von weiten Wiesen und beeindruckenden Wäldern. In Slowenien hatten wir uns dann als ersten Zwischenstopp unserer Reise das Dorf Dob ausgesucht, eine kleine Ortschaft ca. 20 km von Ljubljana entfernt. Dort bezogen wir ein winziges Holzhaus in einem großen Garten und besorgten uns köstliche Pizza in dem wohl einzigen geöffneten Restaurant im gesamten Umkreis.

Holzhütte mit Garten in Dob

Zweiter Stopp: Von Dob (Slowenien) nach Trogir (Kroatien)

Am nächsten Tag fuhren wir weiter und überquerten die Grenze nach Kroatien. Nicht mehr lange und wir sollten endlich das Mittelmeer sehen. Auf dem Weg überraschte uns dann ein Starkregen, der das Weiterfahren fast unmöglich machte. Wir schlichen mit 30 km/h über die Autobahn. Am schlimmsten war es in der Nähe von Zagreb – wie wir später erfuhren verursachte der Regen hier katastrophale Hochwasser. Mir viel Vorsicht kamen wir dann jedoch sicher an unserem zweiten Zwischenstopp an: Trogir.

Trogir ist eine mittelalterliche Hafenstadt an der Adriaküste und etwa 30 km von Split entfernt. Vor allem die Altstadt mit ihren imposanten Steinbauten und den engen Gassen ist wunderschön. Kein Wunder also, dass sie auch schon als malerische Filmkulisse (Game of Thrones) diente. Wir übernachteten in einem Apartment mit Meerblick und endlich setzten die ersten Urlaubsgefühle ein.

Dritter Stopp: Von Trogir nach Drvenik Veli (Kroatien)

Mittags reisten wir weiter und setzten mit der Fähre von Trogir auf die Insel Drvenik Veli über. Die Insel liegt ca. 2 km vom Festland entfernt und besteht vor allem aus Felsen, Sträuchern und Serpentinen des Todes. Auf den engen, steilen Straßen hat grundsätzlich nur ein Auto Platz. Fähigkeiten im souveränen Rückwärtsfahren ist somit Pflicht. Die Autos selbst besitzen keine Kennzeichen („Braucht man hier nicht.“) und wir wurden vorgewarnt, dass wir uns über junge Autofahrer*innen nicht wundern sollten („Keine Sorge, die Kinder hier sind erfahrene Autofahrer!“). In der Woche, die wir auf Drvenik Veli verbrachten, erledigten wir dann doch lieber alles zu Fuß.

Abgesehen von der Straßensituation ist Drvenik Veli ein Traum. Ein kleines Paradies im Mittelmeer. Neben einem kleinen Laden, einem Bäcker und einem Restaurant gibt es einfach nichts, was Touristenmassen anlocken könnte. Wer Ruhe sucht, ist auf dieser Insel absolut richtig. Außerdem besitzen hier viele Ferienhäuser nicht nur einen privaten Strandabschnitt, sondern auch einen eigenen Pool. Absoluter Luxus – und für mich die perfekte Gelegenheit, meinen Badeanzug auszuprobieren!

Sechs Tipps für Drvenik Veli

  • Leitungswasser ist in Kroatien nicht trinkbar. Trinkwasser muss somit abgekocht oder in Flaschen gekauft werden.
  • Im Laden gibt es nur eine geringe Auswahl an grundlegenden Lebensmitteln und die Preise sind Inselpreise. Wer die Möglichkeit hat, im Vorfeld auf dem Festland einzukaufen, sollte das tun. Direkt neben dem Laden gibt es zudem einen kleinen Schalter für die Fähre-Tickets – sofern ihr diese nicht online kaufen wollt.
  • Der Laden dient auch als Treffpunkt für die lokale Bevölkerung. Einige Männer trinken dort gerne direkt vor dem Eingang zusammen ihr Bier, während zwei, drei Hunde dazwischen in der Sonne dösen. Diese Mensch-Hund-Traube vor dem Laden wirkt auf den ersten Blick befremdlich, jedoch sind die Menschen sehr nett und hilfsbereit. Und die Hunde unglaublich süß! Außerdem erkennt man an der Traube bereits von weitem, ob der Laden geöffnet ist.
  • An die Öffnungszeiten muss man sich erst gewöhnen.. So hatte der Bäcker während unseres Aufenthalts selten in den angegebenen Zeiten geöffnet. Glücklicherweise bekommt man auch hin und wieder Brot im Laden. Der Laden hat jedoch eine längere Mittagspause von 13 bis 16 Uhr. Das Restaurant wiederum öffnet erst um 13 Uhr. Wenn ihr also einen offenen Laden seht und noch etwas benötigt – nutzt die Gunst der Stunde!
  • Außerhalb der Saison ist Konoba Jere das einzige Restaurant der Insel. Dementsprechend sind die Speisen etwas teurer. Menschen, die vegetarisch oder vegan leben, haben leider wenig Auswahl, jedoch bewährte sich die Beilagen-Kombi aus hausgemachten Pommes und gebratenem Gemüse.
  • Ansonsten gilt: Genießt das Meer, die Sonne, die Ruhe! Die Menschen sind entspannt und freundlich und ihr werdet auf viele liebenswerte Katzen und Hunde treffen.

Vierter Stopp: Von Drvenik Veli nach Crni Lug (Kroatien)

Eine Woche Inselleben war vorbei. Und so sehr ich die Ruhe, das Wasser und den Ausblick genossen habe – es wurde auch wieder Zeit für Neues. Wie praktisch, dass dann auch schon unsere Heimreise begann.

Mittwoch startete unser letzter halber Tag auf der Insel jedoch mit einem Stromausfall. Dieser war angekündigt, verursachte aber ein paar Probleme. Kein Strom bedeutet auf der Insel nämlich auch: kein Wasser. Somit bereiteten wir den Tag mit einer sehr frühen Kaffeerunde und ein paar Eimern Leitungswasser für die Toilette vor. Mittags packten wir dann das Auto und fuhren mit der Fähre zurück aufs Festland. Nach einer Mittagspause in Trogir ging es dann in das 360 km entfernte Crni Lug.

Das Dorf Crni Lug lieg im Norden Kroatiens, in der Nähe des Nationalparks Risnjak. Somit veränderte sich auf der Fahrt die vorbeiziehende Landschaft von mediterranen Steinlandschaften und Meer hin zu saftigen Wiesen, Wäldern und Bergpanorama. Wir kamen in einer süßen Airbnb-Wohnung mit Kamin und sagenhaftem Ausblick unter.

Fünfter Stopp: Von Crni Lug (Kroatien) nach Waidring (Österreich)

Die letzte große Fahrt sollte von der Hochebene Gorski Kotar in Kroatien ins schöne Tirol in Österreich stattfinden. Sechs Stunden dauerte sie und führte über kleine Straßen und mehrspurige Autobahnen, durch Dörfer, Wiesen, Wälder und Tunnel. Im Gegensatz zur Hinfahrt durchquerten wir dieses Mal Slowenien komplett, um nun in Österreich unseren fünften und letzten Stopp einzulegen. Und auch wenn die Berge in Kroatien und Slowenien schon beeindruckend sind, bietet die Steinplatte in den Chiemgauer Alpen einen einfach atemberaubenden Anblick.

Für unseren Aufenthalt in Waidring haben wir uns zum ersten Mal auf der Reise in ein Hotel einquartiert. Wir wollten uns zum Ende ein wenig verwöhnen lassen und haben uns daher für Wellness pur entschieden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Einen Tag lang genossen wir Frühstücksbuffet, Massagen und Fitnessstudio. Eine richtig gute Zeit – aber natürlich mit der Gewissheit, dass es für uns bald wieder mit der Arbeit weitergehen sollte. Und für mich vor allem mit einem aufregenden neuen Job!

Sechster Stopp: Von Waidring (Österreich) nach Deutschland

Nach dem Frühstück packten wir alles zusammen, checkten aus und nur eine “Weird Crime”-Podcast-Folge (sehr empfehlenswert!) später waren wir wieder in Deutschland. Nach einer Nacht bei meiner Begleitung in Bayern ging es dann für mich dann endgültig zurück nach Hause.

Straßenschild vor Wäldern, Bergen und Nebel

Auf der Zugfahrt konnte ich dann ganz in Ruhe den Urlaub reflektieren.

  • Roadtrips machen Spaß, aber mit nur sehr kurzen Zwischenhalten kann man die einzelnen Stationen nur wenig genießen. Vor allem in Crni Lug hätte ich gerne mehr Zeit verbracht. Das würde ich ein nächstes Mal anders planen.
  • Streit und Unstimmigkeiten mit Menschen, mit denen man zusammen verreist, lassen sich nicht immer vermeiden. Seid nicht nachtragend und vereist am besten nicht mit Menschen, die sehr nachtragend sind. Das macht die Zeit nur anstrengend.
  • Trotz Sprachbarrieren trifft man immer wieder auf freundliche und hilfsbereite Menschen, die dir auch mal einfach einen Kasten Wasser zum Auto tragen, wenn du schon vollbepackt bist.
  • Funktionierende Sitzplatzreservierungen bei der DB sind unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn.
  • Und zu meinem Anspruch: „You better fix my entire life, you little shit.“ – Ein Urlaub kann nicht reparieren, was sich über Wochen und Monate angestaut hat. Es reduziert ein wenig den Stress, aber seine Probleme und Gedanken nimmt man einfach mit – selbst bis ans Mittelmeer. Aber Urlaub gibt einem zumindest die nötige Zeit, das zu erkennen.

2 Kommentare

  1. “und ihr werdet auf viele liebenswerte Katzen und Hunde treffen.” <- Wurde direkt von der Insel überzeugt, haha!

    Das der little shit leider nicht dein entire life gefixt hat ist schade, aber die Fotos sehen richtig schön aus. Megagut auch, dass du deinen neuen Badeanzug einweihen konntest!

    • Danke dir! <3 Und ja, war vermutlich viel verlangt. Aber zumindest konnte ich meine Komfortzone erweitern. 😀

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