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Gelesen: Faktencheck Psyche. 50 Mythen über unser Denken, Fühlen und Handeln

Werbung: Rezensionsexemplar

In unserem Leben sammeln wir ganz schön viele Glaubenssätze an. Von vielen wissen wir nicht einmal, von woher sie eigentlich kommen und seit wann wir sie schon mit uns herumschleppen. Unser direktes Umfeld und die Gesellschaft versorgen uns regelmäßig mit neuen „Regeln“, die wir verinnerlichen und denen wir dann unterbewusst folgen. Einige davon sind gut und hilfreich. Andere nicht. Und manche sind sogar schädlich.

In „Faktencheck Psyche. 50 Mythen über das Denken, Fühlen und Handeln“ widmet sich der Psychologe und Psychotherapeut Sacha Bachim einigen bekannten Glaubenssätzen, analysiert und entzaubert sie. Die Glaubenssätze wurden dafür in fünf Abschnitte eingeteilt mit je 10 Mythen, die u.a. gesellschaftliche Normen, Gefühle und Beziehungen thematisieren. Jedem Mythos werden drei bis vier Seiten gewidmet, die jeweils mit einer kleinen Übung enden.

Wie das Wort „Mythos“ schon sagt, geht es in „Faktencheck Psyche“ vor allem um Erzählungen, die für sich den Anspruch erheben, wahr zu sein. Mythen sind ein Versuch, existentielle Fragen des Menschen zu erklären und Handlungen vorzugeben – auch wenn ihr Wahrheitsgehalt nur gering, erfunden oder verfälscht ist. Somit macht das Wort deutlich, dass die Erzählungen, die in „Faktencheck Psyche“ erwähnt werden, nicht unbedingt richtig sind, auch wenn wir das vielleicht im ersten Moment anders glauben.

Meine Erwartungshaltung an das Buch war somit klar: Ich wollte meine Glaubenssätze auf die Probe stellen und mit ein wenig psychologischer Wahrheit konfrontiert werden. Beim Lesen merkte ich jedoch, dass mir einige dieser Mythen nicht einmal bekannt waren, wie „Gefühle sind nutzlos“ oder „Emotionen entstehen in der Gegenwart“. Bei vielen wusste ich bereits, dass sie nicht uneingeschränkt wahr sind, wie beispielsweise „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ oder „Früher war alles besser“. Das Erkenntnisgrad war somit nicht so hoch, wie erhofft. Gleichzeitig konnte ich nicht mit jedem Thema etwas anfangen. Der Abschnitt zu den Gefühlen fand ich beispielsweise spannend, bei den gesellschaftlichen Normen war mir jedoch zu viel Bekanntes dabei. Am wenigsten vielfältig fand ich die Kapitel zu „Beziehungen und Familie“. Hier wurde die Sicht stark auf Partner, die eigenen Kinder und nahe Freunde beschränkt. Mir fehlten Themen wie Eltern, Geschwister, Arbeitskolleg*innen oder meinetwegen auch direkte Nachbarn, zu denen es sicherlich auch interessante Glaubenssätze gegeben hätte.

Trotzdem ist der „Faktencheck Psyche“ unterhaltsam und man fliegt nur so durch die vielen kurzen Kapitel. Es ist ein perfektes Toiletten- oder Wartezimmer-Buch, weil man einfach irgendwo einsteigen, ein bis zwei Kapitel lesen und dann problemlos wieder aufhören kann. Mit den Übungen am Ende, kann man sich ein wenig intensiver mit einzelnen Themen beschäftigen, die einen interessieren. Manchmal beantwortet man Fragen, manchmal soll man ein Tagebuch führen oder man erlernt eine Verhaltenstechnik. Das kann ein wunderbarer erster Schritt in ein Thema sein. Gleichzeitig bleiben die Kapitel aufgrund ihrer Kürze aber natürlich auch sehr oberflächlich und sind durch die häufige Verwendung von Aufzählungen im Fließtext eher mit einer Checkliste zu vergleichen.

Leider kenne ich das erste Buch von Sacha Bachim „Therapie to Go“ nicht, aber vom Titel her könnte ich mir vorstellen, dass sich dieses ähnlich liest. Fans des ersten Buches könnten somit auch mit dem zweiten Werk zufrieden sein. Auch Menschen, die sich gerne mal auf kurzweilige Art und Weise mit Sprüchen wie „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ oder „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ beschäftigen wollen, werden sich sicherlich unterhalten fühlen. Wer sich jedoch intensiver mit psychologischen Themen beschäftigen möchte oder vielleicht persönlichen Glaubenssätzen stärker auf den Grund gehen möchte, dem wird „Faktencheck Psyche“ inhaltlich zu wenig sein.

Ein Kommentar

  1. […] 50 Glaubenssätze und ihre Auflösungen: Das Buch ist kurzweilig und gut geschrieben. Leider aber auch etwas belanglos. Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten. Die Rezension findet ihr hier: Gelesen: Faktencheck Psyche […]

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